David Ray Griffin (1939-2022)
Der Mensch und sein Werk – Eine Übersicht
1. Dezember 2022
Das 9/11-Konsensgremium trauert um seinen Mitbegründer David Ray Griffin
Wie groß kann ein Geist sein?
Mit etwas Glück sind uns etwa 70 Lebensjahre vergönnt um – in einer riesengroßen weiten Welt voll mit Geschehnissen – so viel zu erleben, als wir aufnehmen können.
70 Jahre sind nicht annähernd genug, aber einige außergewöhnliche Menschen bringen es fertig, eine Menge davon zu erfassen und zu erklären.
Und einige besonders außergewöhnliche Menschen bringen es fertig, über ihr eigenes Lebens hinauszuwachsen und die Schöpfung und das Gefüge des Universums so zu deuten, dass es über Kulturen hinweg und durch Zeitalter Bedeutung erlangt.
David Ray Griffin war von 1973 bis 2004 Professor für Religionsphilosophie und Theologie an der Claremont School of Theology und der Claremont Graduate University. zusammen mit dem 1925 geborenen Dr. John Boswell Cobb gründete er 1973 das Center for Process Studies.
Griffin stellte fest, es sei „die Aufgabe eines Theologen die Welt aus dem Blickwinkel zu betrachten, wie wir uns den göttlichen vorstellen würden, einer, dem das Wohl des Ganzen am Herzen läge und der alle Einzelteile lieben würde.“
David war nicht nur ein hervorragender Theologe und (neben John Cobb) einer der beiden bekanntesten lebenden Vertreter der Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads: Seine Bücher umspannten auch die verwandten Bereiche des Postmodernismus, der Theodizee (der Verteidigung Gottes gegen das Übel), der Urwahrheiten, des Panentheismus, des wissenschaftlichen Naturalismus, der Parapsychologie, Buddhistischen Gedankenguts und der Wechselwirkung zwischen Körper und Geist.
Ungefähr zu der Zeit, als er sich 2004 aus dem Berufsleben zurückzog, wandten sich einige Leute, die seine Aufrichtigkeit bewunderten, mit Beweisen, die die „9/11“-Ereignisse sehr suspekt erschienen ließen, an ihn.
Zuerst meinte David, „9/11“ [*] wäre einfach ein Gegenschlag dafür, wie die USA den Nahen Osten behandelt hatten – aber als er das Ereignis eingehender untersuchte, erkannte er, dass es tatsächlich sehr wahrscheinlich war, dass die USA sich „9/11“ als ein Täuschungsmanöver („unter falscher Flagge“) ausgedacht hatten, um Zustimmung für die Besetzung Afghanistans und des Irak und die Ausbeutung des dortigen Öls zu produzieren.
Diese Ungerechtigkeit befeuerte ihn zu tieferer Recherche und dem Verfassen eines Dutzends wissenschaftlicher Bücher über „9/11“. Diese Bücher wurden in den („mainstream“)Medien nicht zur Kenntnis genommen, bewirkten aber ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Vertretern des offiziellen 9/11-Narrativs, die ständig ihr Narrativ anpassten, um die Schwächen zu verdecken, die David darin aufspürte und enthüllte, während ihr fadenscheiniges Narrativ abgeändert wurde.
Das erste und bekannteste dieser Bücher ist „The New Pearl Harbor: Disturbing Questions about the Bush Administration and 9/11“, veröffentlicht 2004 von Interlink Books, das seit 2000 auch in deutscher Übersetzung vorliegt: „Das Neue Pearl Harbor – Band 1: Beunruhigende Fragen zur Bush-Regierung und zum 11. September“.
Diesem Bestseller folgte 2005 die vernichtende Kritik an der von der Bush-Regierung eingesetzten Vertuschungs-Kommission unter dem Titel „The 9/11 Commission Report: Omissions and Distortions [Der Bericht der 9/11-Kommission: Auslassungen und Verzerrungen]“, die 115 Probleme in der „571-seitigen Lüge“ aufdeckte.
Nach Veröffentlichung dieser frühen „9/11“-Bücher wurde David sowohl 2008 als auch 2009 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und vom [britischen Magazin] New Statesman am 24.9.2009 als einer der „50 bedeutendsten Menschen der Gegenwart“ bezeichnet.
Im November 2008 wurde Davids siebtes Buch über „9/11“, „The New Pearl Harbor Revisited: 9/11, the Cover-Up, and the Exposé [etwa: Das neue Pearl Harbor wiederaufgeriffen – 9/11, die Vertuschung und die Bloßlegung]“, von Publishers Weekly als eines der 51 „Bücher der Woche“ dieses Jahres ausgezeichnet.
Was darauf folgte, war außergewöhnlich.
Da Publishers Weekly die führende Quelle für englische Buchbesprechungen ist, hätte dessen Auszeichnung als „Buch der Woche“ eigentlich zu Besprechungen in der New York Times, dem Times Literary Supplement, dem Library Journal, und den anderen wichtigen Publikationen führen müssen – aber in den narrativ-hörigen Medien war offensichtlich die Parole ausgegeben worden, es zu ignorieren.
Im Jahr 2011 gründeten David und ich eine Organisation, die wir „The 9/11 Consensus Panel [das 9/11-Konsensgremium]“ nannten und die mehr als 20 professionelle Experten für verschiedene Aspekte der 9/11-Attacken umfasste. 2018 wurden die 51 Konsenspunkte, die in diesem einzigartigen beweisbasierten Begutachtungsprojekt [auch als Buch] unter dem Titel „9/11 Unmasked: An International Review Panel Investigation“ veröffentlicht.
Neben diesem sieben Jahre dauernden Projekt befasste sich David auch mit der lebensbedrohenden Krise des Klimawandels und veröffentlichte 2015 sein umfassendes Nachschlagewerk „Unprecedented: Can Civilization Survive the CO2 Crisis? [etwa: Beispiellos – Kann die Zivilisation die CO2-Krise überleben?]“. (Ich präsentierte dieses Buch 2015 beim COP21 Paris climate summit, und setzte dies fort mit einer YouTube-Dokumentation [„A Climate Revolution for All: COP21 – An Inside View“ – A. d. Ü.] über diese enorme Versammlung der Menschheit – dem größten Treffen seit dem 2. Weltkrieg.)
David wandte sich dann dem US-Imperialismus zu – und veröffentlichte 2016 „Bush and Cheney: How They Ruined America and the World“ (seit 2019 auch in deutscher Übersetzung als „Bush und Cheney: Wie sie Amerika und die Welt ins Verderben stürzten“ erhältlich) und 2018 das unglaubliche wissenschaftliche Werk „The American Trajectory: Divine or Demonic“ („Amerikas Werdegang: göttlich oder dämonisch?“ (2021).
2019 fand David schließlich Zeit, sich seinem schon lange geplanten „The Christian Gospel for Americans: A Systematic Theology [etwa: Das christliche Evangelium für US-Amerikaner – Eine systematische Theologie]“ zu widmen. Es ist ein opus magnum von enormer Weite und Tiefe.
In diesem Werk setzt er sich u. a. mit dem Problemkreis Wissenschaft versus Religion auseinander und zeigt, dass manche Wissenschaftler – frühere Atheisten – überwältigt von dem Ausmaß der so genau für das Leben passenden Verhältnisse der chemischen Elemente auf der Erde, die notwendig sind, jetzt sagen, das Universum sei „präzise auf das Leben abgestimmt“, und damit einen „Abstimmer“ (oder göttlichen Schöpfer) in Erwägung ziehen.
Als er sich 2022 nach einem langen Kampf gegen Prostatakrebs dem Ende seines Lebens näherte, schrieb David die krönende Rückschau über seine reifende Theologie, „James and Whitehead on Life after Death [etwa: James und Whitehead über das Leben nach dem Tod]“.
Im Geiste von [William] James und Whitehead erläutert er, dass das Universum nicht von Gott getrennt ist, sondern in Gott enthalten und selbst die wahre Natur Gottes ist. Diese sich entwickelnde Weltanschauung braucht ein neues Verständnis der göttlichen Realität – den Panentheismus, was etwa bedeutet „alles in Gott“.
Die kausalen Prinzipien des Universums existieren naturgemäß; Sie sind in der Natur der Dinge enthalten, weil sie in der Natur Gottes enthalten sind.
Das Kapitel über die Feinabstimmung der Naturgesetze um Leben im Universum zu ermöglichen ist ein erhebendes Geschenk.
Aber David war damit noch nicht am Ende!
In den letzten Tagen seines Lebens vollendete er noch „America on the Brink: How the US Trajectory Led Fatefully to the Russia-Ukraine War [etwa: Amerika am Rande des Abgrunds – Wie der US-Kurs verhängnisvoll zum russisch-ukrainischen Krieg führte]“, das im März 2023 vom Verlag Clarity Press herausgegeben wird.
Insgesamt hat David Ray Griffin etwa 50 Bücher und 200 Essays geschrieben. (Er wurde einmal gefragt, ob er jemals einen Gedanken hatte, den er nicht publiziert hätte.)
In allen seinen Büchern – und ganz besonders in denen über den US-amerikanischen Imperialismus – besprach und zitierte er neue wissenschaftliche Untersuchungen von den besten Universitätsverlagen, um die Propaganda die seit Jahren wiederholt wird, zu widerlegen.
Paul Craig Roberts schrieb: „David hat der Wahrheit bis zum Äußersten gedient. Er ist ein Held unserer Zeit.“
Es steht außer Frage, das sein Gesamtwerk in die Geschichte eingehen und zum vorbildlichsten Gedankengut unseres Jahrhunderts gezählt werden wird.
Und irgendwann müssen die von ihm aufgezeichneten unterdrückten Wahrheiten ans Tageslicht kommen, um unserer Zivilisation zu ermöglichen ihren Realitätsbezug wiederherzustellen.
Lasst uns daher sein Werk am Leben erhalten, damit zukünftige Erdbewohner die enorme Bandbreite an Weisheit, die er hinterlassen hat, erben können: von einer hoffnungsvollen allgemeinverständlichen Theologie über die Bloßlegungen von imperialer Propaganda und Aktionen unter falscher Flagge, das ganze Ausmaß der Klimakrise und der sich entwickelnden Wahrnehmung der göttlichen Natur bis hin zum Beweis, dass unser Geist nach dem Tod weiterbestehen wird.
David Griffin zählt zu den ganz Großen – doch er war ruhig, humorvoll, unkompliziert und bescheiden.
[Warum „9/11“ wohl besser unter Anführungszeichen gesetzt oder durch einen anderen Ausdruck ersetzt werden sollte, findet sich im 9/11 Toronto Report (pdf), im Kapitel 4, „Seeing 9/11 from Above … State Crimes against Democracy [9/11 von oben betrachtet … Verbrechen des Staates gegen die Demokratie]“ – A. d. Ü.]
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